(29.11.19, Zuger Woche)

Bei Politikerinnen und Politikern – quer durch alle Parteien – sitzt das Bildungsportemonnaie aus Überzeugung immer etwas lockerer als anderswo.

Mit Blick auf die Schweiz scheinen sich die Bildungsausgaben jedenfalls zu lohnen: mit einer überdurchschnittlich tiefen Jugendarbeitslosigkeit glänzt die Schweiz im internationalen Vergleich. Nehmen wir das Beispiel Schweden. Skandinavien wird ja oft ins Feld geführt, wenn es um Musterlösungen in der Bildung geht. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf betrug 2017 in Schweden 50’000 $, jenes der Schweiz 80’000 $. Die Arbeitslosigkeit im Oktober 2018 belief sich in Schweden auf 6,0 %, in der Schweiz auf 4,4 %, die Jugendarbeitslosigkeit 2017 auf 18 % in Schweden und auf 8 % in der Schweiz. Ich bin fest überzeugt, dass das gute Schweizer Ergebnis – neben der liberalen Wirtschaftsordnung als Hauptursache – auch der hiesigen Bildung und unserem Bildungssystem geschuldet ist. Erfolgsfaktoren sind das Nebeneinander von Berufs- und Allgemeinbildung sowie die Selektion bei gleichzeitiger Durchlässigkeit, was Aufstiege und Umstiege entlang der sich verändernden persönlichen Neigungen und Möglichkeiten zulässt. Auf Ebene der Schweiz schafft unser Bildungsfranken also das, was wir von ihm erwarten: viele Chancen für die Schweizer Jugend. Dazu müssen wir Sorge tragen. Wie tun wir das am besten? Die gute Nachricht ist, dass wir dazu nicht primär die Bildungsausgaben erhöhen müssen. Wenn wir zu diesen Chancen Sorge tragen wollen, dann müssen wir zum erwähnten Nebeneinander von Berufs- und Allgemeinbildung und zur Selektion bei gleichzeitiger Durchlässigkeit Sorge tragen. Jedes Jahr mehr Schüler ans Gymnasium zu schicken, tut weder den Schülern noch dem Gymnasium gut. Hier wieder etwas strenger zu sein, ist zwar politisch anstrengend, aber zielführend. Und selbstverständlich ist – als Fundament von allem – der liberalen Wirtschaftsordnung Sorge zu tragen. Sich dafür einzusetzen, ist erst recht anstrengend, aber durch keine Bildungsausgaben dieser Welt zu ersetzen. Als Zuger Bildungsdirektor bin ich froh, dass wir unseren Lehrerinnen und Lehrern gute Löhne zahlen und gute Arbeitsbedingungen bieten können. Aus diesem Grund pfeift der Wind des Lehrermangels meistens über unsere Köpfe hinweg. Mit dem überstürzten Ruf nach höheren Bildungsausgaben kann ich aber herzlich wenig anfangen. Wer wirklich Chancen schaffen und schützen will, muss die Ärmel hochkrempeln und in die Arena steigen. Der Griff zum Portemonnaie reicht nicht.

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