Liebe Eltern, wir feiern eine wichtige Wegmarke, einen wichtigen Meilenstein, nicht nur im Bildungsleben Ihrer Töchter und Söhne, sondern im Leben grundsätzlich. Wenn ich an meine eigene Matura zurückdenke, dann ist mir dieses Ereignis – das Ende meiner Schulzeit – immer sehr deutlich in Erinnerung geblieben.

Können Sie sich an den ersten Schultag Ihrer Töchter und Söhne zurückerinnern? Oder vielleicht an den ersten Tag im Kindergarten? Sehen Sie den Schulthek oder den Schulranzen noch vor sich? Wieviel Zeit ist seither vergangen? Und doch fragt man sich, wohin all die Zeit so rasch verflogen ist. Da wir die Zeit nicht anhalten können, gilt es, den Moment ganz besonders zu achten. Und heute Abend ist ein solcher Moment. Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr grosses Engagement für Ihre Kinder, für all die Liebe und Anstrengung, die Sie in Ihre Kinder gesteckt haben. Ohne dieses Engagement geht es nicht. Kein Staat auf dieser Welt kann dieses Engagement ersetzen und dieses Engagement feiern wir heute Abend.

Liebe Maturandinnen und Maturanden, für Sie wird die Zeit nicht ganz so schnell verflogen sein wie für Ihre Eltern. Diese Erfahrung steht Ihnen noch bevor. Und doch: Auch Sie haben sich sicher schon beim Gedanken daran ertappt, wie rasch die Schulzeit hier oben auf dem Zugerberg vergangen ist. Heute ist der Zeitpunkt gekommen, um Ihre Zeit und das Ergebnis Ihrer Zeit im Montana zu feiern. Sie haben es verdient und ich mag Ihnen diesen Erfolg von Herzen gönnen.

Sehr geehrter Herr Rektor, liebe Lehrerinnen und Lehrer, was Max Weber von der Politik gesagt hat, nämlich, dass sie ein Bohren harter Bretter sei, trifft auch für die Arbeit mit und an der Jugend zu. Unsere Jugendlichen wollen unseren Blick auf die Welt und unsere Geschichten kennenlernen und so ihren eigenen Blick auf die Welt schärfen. Sie wollen ihre Lehrerinnen und Lehrer bewundern oder sich auch richtig über sie aufregen. Spannung aushalten, Vertrauen geben, hohe Ziele setzen und vielfältige Beziehungen pflegen: Das geht nur dort, wo sich die Lehrerinnen und Lehrer zu 100 Prozent auf ihre Schülerinnen und Schüler einlassen. Die Kraft, die dazu notwendig ist, bedarf eines inneren Feuers, sie bedarf eines Brennens für die Aufgabe. Aus diesem Grund feiern wir heute Abend auch Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer. Für Sie hat die Zeit nochmals eine andere Bedeutung. Sie, die Sie Schülerjahrgang um Schülerjahrgang kommen und gehen sehen, wie der ewige Wellenschlag an einem Strand. Sie halten heute inne, um sich bewusst von Ihren Schülerinnen und Schülern zu verabschieden. Ihre Arbeit endet hier. Sie war gross. Und diese Arbeit feiern wir.

Liebe Maturandinnen und Maturanden, sehr geehrte Damen und Herren, Abschied, Übergang und Neuanfang prägen unser aller Leben. Mit dem heutigen Tag endet die Schulzeit und der Übergang an die Universität oder Hochschule steht bevor. Dieser Übergang, wie jeder Übergang, wird auch Phasen der Unsicherheit bringen, bis er im Verlauf des ersten Semesters in einen Neuanfang übergeht. Es ist aber nicht nur ein Übergang ins Studium, sondern auch ein Übergang in neue Aufgaben in der Gesellschaft. Dieser Übergang steckt recht eigentlich im Begriff Matura.

Liebe Maturandinnen und Maturanden, sich aufzuregen und betroffen zu sein, reichen ab heute nicht mehr. Auf der Zuschauertribüne zu sitzen, ein Leben nach dem Motto «me, myself and I» zu führen … das geht nicht. Damit will ich Ihnen nichts unterstellen oder Angst machen. Im Gegenteil. Ich will Ihnen Mut machen: Liebe Maturandinnen und Maturanden, Sie gehören nicht auf die Tribüne des Lebens, sie gehören definitiv aufs Spielfeld. Auf dem Spielfeld des Lebens gehen die anspruchsvollen Aufgaben nie aus und Sie sind für diese Aufgaben bestens gerüstet. Diese Aufgaben sind nicht immer einfach. Die Frau oder der Mann in der Arena schwitzt, irrt und scheitert – um es mit Theodore Roosevelt zu sagen. Aber der Mann in der Arena lebt, während die Frauen und Männer auf der Tribüne Zombies sind und bleiben.

Wenn man selber einmal einigermassen funktioniert, dann sind die gesellschaftlichen Aufgaben das Salz in der Suppe des Lebens. Einige von Ihnen haben den ersten Schritt in diese Arena schon gemacht. Zum Beispiel als Leiterinnen und Leiter in einem Verein oder in Pfadi / Jungwacht. Vielleicht auch in der Politik. Ich denke ganz besonders auch an diejenigen untern Ihnen, die kurz davor stehen, ihren Militärdienst oder Zivildienst anzutreten. Auch das ist eine Form, für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Selbständig denken und handeln lernen und im Dienst an der Gemeinschaft seine höchste Erfüllung finden: das ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben.

Liebe Maturandinnen und Maturanden, Sie sind auf dem besten Weg dazu, sie sind reif für dieses Leben. Ich wünsche Ihnen allen … wir wünschen Ihnen allen … auf dieser spannenden Reise – zu sich selber und weiter in die Gesellschaft hinein – von ganzem Herzen alles Gute.

Geschätzte Damen und Herren, ich danke Ihnen allen für Ihre Zeit, die Sie mir an diesem wichtigen Abend geschenkt haben. Wir schauen zurück. Wir halten inne. Wir schauen voraus – und freuen uns.

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