Begrüssung zum Kulturgipfel

Geschätzte Gäste, normalerweise muss ich jeweils nur noch “Grüezi mitenand” sagen, weil die offizielle Begrüssung meistens schon passiert ist, wenn ich meinen Auftritt habe. Heute ist das anders. Und ich hoffe, dass ich niemanden vergesse: Meinen Dank für Ihr zahlreiches Erscheinen voraus!

Sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
sehr geehrte Kulturverantwortliche der Gemeinden,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Zuger Kulturinstitutionen,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Bürgergemeinden,
kurz: Sehr geehrte Damen und Herren

Ich habe das Glück gehabt, dass mein Biologielehrer an der Kanti Jürg Röthlisberger geheissen hat. Er hat immer mal wieder und mit Inbrunst die Schulstunde mit einem Gedicht angefangen – und heute habe ich die Absicht, das Gleiche zu tun.

Wer schaffen will, muss fröhlich sein, von Theodor Fontane
Du wirst es nie zu Tücht’gem bringen bei deines Grames Träumereien,
die Tränen lassen nichts gelingen: Wer schaffen will, muss fröhlich sein.
Wohl Keime wecken mag der Regen, der in die Scholle niederbricht,
doch golden Korn und Erntesegen reift nur heran bei Sonnenlicht.

Drei kurze Gedanken dazu.

Erstens: Sie alle wissen, dass die Kultur nicht nur Sonnenlicht ist, sondern selber auch Sonnenlicht braucht, damit sie gedeihen kann. Das Sonnenlicht für die Kultur ist nicht nur das private Engagement oder die Schaffenskraft der Künstlerinnen und Künstler – auch das Engagement der öffentlichen Hand gehört dazu. Zu diesem Engagement stehe ich und steht die Zuger Regierung. Dieser Kulturgipfel soll auch Ausdruck von diesem Bekenntnis sein, und ich überbringe Ihnen an dieser Stelle die besten Wünsche und Grüsse der Zuger Regierung.

Zweitens: Im Gedicht heisst es auch “bei deines Grames Träumereien”. Vielleicht denkt da jemand spontan an die Neuordnung des Zuger Finanzausgleichs zwischen dem Kanton und den Gemeinden per 2018. Es gibt in diesem Zusammenhang aber keinen Grund für kulturellen Gram. Geplant ist primär eine Entflechtung und kein Abbau. Dieser Kulturgipfel soll auch dazu dienen, schon jetzt miteinander darüber ins Gespräch zu kommen. Die “Entflechtung” soll dazu dienen, dass die Sonnenstrahlen vielleicht noch ein bisschen tiefer ins Unterholz eindringen können.

Und drittens: Ich weiss nicht, ob Sie die Geschichte von Frederik kennen. Von der Maus, die Sonnenstrahlen statt Nüsse sammelt und im kalten Winter dann die anderen Mäuse mit wärmenden Geschichten und Gedanken überrascht. Ein wunderbares Kinderbuch, das auf subtile Art und Weise die Augen öffnet für den Wert vom geistigen Leben, für den Wert vom Nachdenken, für den Wert vom auf den ersten Blick Nutzlosen oder auch Unnötigen.

Und damit bin ich als Bildungsdirektor zum Schluss halt doch noch in der Schule angekommen: In meinen Augen ist die Kunst ganz besonders geeignet, um den Blick mit anderen Augen einzuüben. Um den Perspektivenwechsel zu üben, um das kritische Denken zu üben. Das dünkt mich wichtig in einer Welt, in der man global schnell betroffen ist, sich aber lokal immer weniger engagieren will.

Kunst und Kultur, die uns die Augen öffnen… das ist das Sonnenlicht, das wir alle immer wieder brauchen. Das ist das Sonnenlicht, das von der Kultur ausgeht und ohne welches es keinen Erntesegen gibt.

Für dieses Engagement danke ich Ihnen herzlich und wünsche Ihnen einen spannenden Kulturgipfel.

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