Der Zuger Bildungsdirektor be­zieht Stellung und spricht Klar­text. Er setzt sich für eine Schule ein, die unsere Kinder opti­mal auf die Grösse und Viel­falt des Lebens vorbereitet.

Bildung ist eine echte Kantons- ­und Gemeindeaufgabe im besten Schweizer Sinn. Wir kooperieren interkantonal, wo es Sinn macht (bspw. im Bereich der Lehrmittel) und gehen dort eigene Wege, wo der Bildungswettbewerb das Geschäft belebt (bspw. im Bereich der mu­sikalischen Frühförderung). Viel­falt vor Einfalt muss das Motto sein – auch in der Schule.

Nachteile überschaubar
Natürlich kennt diese Vielfalt auch Nachteile. Zum Beispiel beim Um­zug von einem Kanton in einen an­deren. Auch ist es in der Schweiz schwieriger, schulische Leistungen über die Kantonsgrenzen hinaus zu vergleichen. Aber es gilt, bei der Be­urteilung dieser Nachteile die Ver­hältnismässigkeit zu wahren. So be­reitet der Umzug von einem Kan­ton in einen anderen tatsächlich nur den allerwenigsten Schülerinnen und Schülern nachhaltige Schwie­rigkeiten. Und bezüglich Vergleich­barkeit schulischer Leistungen sei der Hinweis erlaubt, dass dies auch in stärker zentral organisierten Län­dern nie ohne Getöse vonstatten­geht.

Vorteile überwiegen
Persönlich bin ich überzeugt, dass die Bildungsvielfalt am An­fang eines erfolgreichen Schulwe­sens steht. Nur die Bildungsvielfalt schafft Raum für Initiative und Re­formen, die von unten getragen wer­den. Und nur dieser Gestaltungs­raum schafft Selbstverantwortung – bei Lehrpersonen, Gemeinden und beim Kanton – und ohne diese Selbstverantwortung gibt es keine gute Schule. Oder mit anderen Wor­ten: Man kann von einer Lehrper­son nicht verlangen, dass sie den Schülern das selbstständige Den­ken beibringt, und dieser Lehrper­son gleichzeitig alles vorschreiben und von oben verordnen. Man kann nicht engagierte Bürger für den Ge­meinderat oder die Schulkommis­sion gewinnen, wenn man da nicht auch etwas bewegen kann.

In diesem Sinne will ich ein Bil­dungsdirektor sein, der sich für die Bildungshoheit der Kantone ein­setzt. Nicht als Selbstzweck, son­dern weil Qualität Vielfalt braucht. Harmonisierungstendenzen gegen­über bin ich skeptisch, da ich nur sehr begrenzt an Schulqualität durch Normierung glaube. Das Schulwesen ist keine exakte Wis­senschaft, so hat das Albert Einstein formuliert, sondern ein lebendiger Gegenstand des Daseins und Han­delns. Mit Harmonisierung wer­den wir diesem lebendigen Gegen­stand nicht gerecht. Ich will darum auch ein Bildungsdirektor sein, der sich für den Gestaltungsraum der Gemeinden und Lehrpersonen ein­setzt. Denn dort entsteht, was wir alle wollen: Eine Schule, die unsere Kinder optimal auf die Grösse und Vielfalt des Lebens vorbereitet.

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