Liebe Brigit, sehr geschätzte Damen und Herren

Der Konstruktivismus ist in aller Munde.

Fürchten Sie sich nicht! Ich lasse es bei dieser Feststellung bewenden und werde mich nicht in die Untiefen der Lesens- und Lernarten begeben. Dekonstruktion und Konstruktion sind allerdings zwei Begriffe oder Phänomene, um die wir heute bei der Verabschiedung von Dir, liebe Brigit, nicht herumkommen. Dekonstruktion und Konstruktion haben Dich als Rektorin begleitet, haben Deine Zeit geprägt und — was ungleich wichtiger ist — Du hast Abbau und Aufbau geprägt.

Als ich im Januar 2011 meine Arbeit als Bildungsdirektor aufnahm, musste ich nicht lange nach dem grössten Projekt suchen. Es lag in Form der Veränderungen im Bereich der Pädagogischen Hochschullandschaft Zentralschweiz vor mir.

Die Dekonstruktion war die Auflösung des PHZ Konkordats. Der Auflösungsprozess erfolgte in geordneten Bahnen, alle notwendigen Fragen wurden geklärt und für alle Studierenden konnte gewährleistet werden, dass sie ihr Studium an einer der drei Hochschulen fortsetzen konnten — und insbesondere wurde nicht unnötig noch mehr politisches Geschirr zerschlagen, sondern unter veränderten Vorzeichen wiederum Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, bspw. im Bereich der Weiterbildung, gesucht und gefunden. Die Dekonstruktion ging überraschend konstruktiv über die Bühne. Als Auflösungdirektorin trugst Du massgeblich Verantwortung dafür.

Auf der anderen Seite gab es die Konstruktion, den Aufbau. Das Ergebnis dieses Aufbaus ist das, was wir heute haben und was im Kanton Zug eine lange Tradition fortschreibt, nämlich eine kluge, lebendige und erfolgreiche Lehrerinnen- und Lehrerausbildung mit viel Autonomie. Dafür hast Du Dich eingesetzt, dafür hast Du Dich als Rektorin der PH Zug, also mit Deinem anderen Hut, eingesetzt, dafür hast Du gekämpft.
72:0 — ich erinnere immer wieder gerne daran — lautete am 28. Februar 2013 das Ergebnis der Schlussabstimmung über das neue PH Gesetz im Zuger Kantonsrat. Es war ein wuchtiges und, wie es sich in den Spardebatten bis heute gezeigt hat, auch ein verlässliches JA.

Dass mit diesem JA Erwartungen verbunden waren und verbunden sind, war Dir, Brigit, von allem Anfang an klar. Aus Sicht des Kantonsrats lieferte die PH Zug mit der raschen Einführung der Allrounder-Ausbildung einen Beweis für die bildungspolitische Bedeutung einer eigenen Lehrpersonenausbildung. Auf der praktischen Ebene der Gemeinden und der Schulen bestand und besteht die klare Erwartung, dass sich die PH Zug von der Zuger Schulpraxis befruchten lässt und dass die PH Zug mit Blick auf die Zuger Schulpraxis aus- und weiterbildet. Du hast diese Erwartungen, die politischen und praktischen, immer ernst genommen und angenommen, aber Du hast Dich nicht verbogen. Wer von Dir etwas wollte, stiess auf Bereitschaft und offene Türen, aber er oder sie musste auch mit klugem Widerspruch rechnen, nämlich mit dem Einspruch aus dem Anspruch als Hochschule. Und ganz besonders hoch rechne ich Dir an, dass es mir dabei nicht anders erging als allen andern auch.

Liebe Brigit, Dekonstruktion und Konstruktion, Auflösung und Aufbau — auf beiden Feldern hast Du geackert, auf diesem Acker hast Du Dich verdient gemacht, es hat sich gelohnt, er trägt reife und reiche Frucht. Dafür danke ich Dir ganz herzlich — dafür danken wir Dir ganz herzlich.

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