Ich freue mich ausserordentlich, dass ich heute bei Ihnen sein darf. Ich überbringe Ihnen die besten Wünsche und Grüsse des ganzen Zuger Regierungsrats und gestatte mir aus aktuellem Anlass drei Gedanken. Nämlich zu Selektion, Widerstand und Leistung.

Zur Selektion
Begabtenförderung ist in aller Munde. Das ist genau das, was wir in den Gymnasien machen. Wir fördern begabte Schülerinnen und Schüler und bereiten diese auf direktem Weg für ein Studium an einer Universität oder Hochschule vor.

Dieser Begabtenförderung geht eine Selektion voraus. Weil es in der Schweiz mit ihrem durchlässigen Bildungssystem keine abschliessende Selektion gibt, ist diese Selektion nicht ungerecht. Selektion ist im Moment auch mit Härten und Härtefällen, sicher auch mit Fehlern verbunden, aber sie ist immer vorläufig. Das ist entscheidend.

Ich gehe noch einen Schritt weiter: Wo auf Selektion verzichtet wird, nimmt die Bildungsqualität Schaden. Nivellierung ist immer Nivellierung nach unten und vor allem leidet die Qualität der verschiedenen Bildungswege. Für die Betroffenen steigt mit jeder Verschiebung der Selektion (denn selektioniert wird zuletzt immer) die Fallhöhe. Am besten ist der Aufstieg entlang der jeweiligen Fähigkeiten und Motivation. Dazu braucht es klar profilierte Bildungswege, Durchlässigkeit und eben auch Selektion.

Zum Widerstand
Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer nehmen für sich in Anspruch, dass sie genau wissen, was es in ihrem Fachbereich braucht, um an Universität und Hochschule reüssieren zu können. Deshalb verstehen Sie sich nicht nur als Mathematiklehrerin, sondern auch als Mathematikerin. Sie verstehen sich nicht nur als Biologielehrer, sondern auch als Biologe und in jedem Französischlehrer steckt mindestens 50 % Romandie oder Frankreich. Das ist nicht nur ein Selbstbild, sondern vor allem auch ein Anspruch.

Die Freiheit der Lehre fängt am Gymnasium an. Diese Freiheit gilt es gegen jegliche Harmonisierungsbestrebungen abzuwägen. Nicht plump und aus Prinzip, sondern intelligent und im Sinne von Sir Karl Popper.

Zur Leistung
Wo Freiheit gratis ist, ist sie bald nichts mehr wert. Wissenschaftliche Freiheit ist zum Glück nie gratis zu haben. Sie kann nur dort entstehen, wo das Handwerk stimmt, wo die Grundlagen für wissenschaftliche Höhenflüge vorhanden sind. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Gymnasien Orte sind und bleiben, wo Schülerinnen und Schüler zu fachlichen, aber auch menschlichen Höchstleistungen befähigt und angespornt werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, wo es keine Selektion gibt, wo es keinen intelligenten Widerstand gibt, wo es keine Höchstleistungen gibt, dort gibt es nicht einfach eine andere Form von Gymnasien, dort gibt es keine Gymnasien mehr.

Das Gymnasium muss seine Rolle übernehmen. Nicht nur das Gymnasium selbst ist darauf angewiesen, nein, auch die anderen Bildungswege und Schulen sind darauf angewiesen, dass das Gymnasium gewillt ist, genau diese Rolle — und keine andere — zu übernehmen.

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