Liebe Organisatorinnen und Organisatoren,
Sehr geehrte Schulbehörden, Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer
Liebe Gäste

Einen besonderen Willkommensgruss geht an alle, die heute Morgen ein Projekt präsentieren – mein ganz grosser Dank an Sie alle voraus. Ich schätze es ausserordentlich, dass Sie auch am Samstag Morgen für das Zuger Schulwesen in die Hosen steigen.

Ich freue mich sehr, dass wir heute in der Aula der PH Zug zusammenkommen dürfen. Ich habe beste Erinnerungen an diese Aula und an die feierliche Eröffnung der Zuger PH vom 1.10.13. Gute Schule steht und fällt mit den Lehrerinnen und Lehrer. Das Bewusststein für die Bedeutung der Lehrerinnen und Lehrer spürt man hier an diesem Ort ganz besonders. Liebe Brigit, herzlichen Dank, dass wir hier zu Gast sein dürfen.

Mit dem Abschluss des Projekts ‘Gute Schulen’ feiern wir heute nicht ein Ende. Oder – anders herum – wenn wir ein Ende feiern würden, dann feierten wir das Ende vom Anfang. Die zwölf Elemente des Zuger Qualitätsmanagements – da habe ich die “Fussballfeld”-Folie vor den Augen – sind wie die Werkzeuge in einem Werkzeugkasten. Diese Werkzeuge sind phantastisch und auf Dauer ausgelegt. Mit diesen Werkzeugen werden wir sehr lange werken.

Überhaupt braucht Qualitätsarbeit Raum und Zeit – dieser Gedanke geht mir oft durch den Kopf, gerade auch wenn ich an den Schulen unterwegs bin.

Vor kurzem habe ich einen Vortrag von Prof. Jürgen Oelkers entdeckt, den er am 23.1.14 in Ermatingen TG an einem Lehrmittelsymposium gehalten hat. In dem äusserst anregenden Beitrag kommt Oelkers auch auf das Thema “Belastung und Innovation” zu sprechen. Prof. Oelkers berichtet – er führt drei Studien an -, dass sich auch in der Schweiz ein Widerspruch zwischen Basis – also den Lehrerinnen und Lehrer in den Schulzimmern – und dem Überbau – Oelkers spricht da von der ‘Verheissungsrhetorik der Reformen’ – bemerkbar zu machen scheint. “Nach zehn Jahren Reformerfahrung sin der Schweiz deutliche Belastungsfolgen erkennbar” und “die Bruchstellen zeigen sich in Schweizer Belastungsstudien unmissverständlich”. Innovation – gerade im Bereich der Qualitätsarbeit – ist ohne zusätzliche Belastung der Lehrpersonen nicht zu haben.

Ich habe knapp Zeit, um auf zwei Gedanken einzugehen, die mir bei dieser Lektüre durch den Kopf gegangen sind.

Mein erster Gedanke betrifft die Änderung des Lehrpersonalgesetzes.

Es ist richtig, für die Änderung des Lehrpersonalgesetzes zu kämpfen. Auch im Kanton Zug ist unbestritten, dass die Lehrerinnen und Lehrer heute mehr Zeit als früher für die Arbeit neben dem Unterricht aufwenden. Diese Zusatzarbeit ist – Sie wissen es alle – sehr stark der Qualitätsarbeit geschuldet. Die Anpassung des Lehrpersonalgesetzes ist eine Möglichkeit, die Lehrerinnen und Lehrer schnell zu entlasten.

Ich bin in diesem Zusammenhang auch aus ihrem Kreis auf das Verhalten meiner eigenen Partei angesprochen worden. Mit der Vernehmlassungsantwort der SVP ist zwar die Fraktionsmeinung noch nicht gebildet, aber wir führen eine gute und offene Debatte. Ich muss aber auch sagen, dass die Skepsis der SVP betr. zusätzlicher Ressourcen insofern konsequent ist, als die SVP auch gegenüber Reformen im Schulwesen eher zurückhaltend ist.

Genauso konsquent in dieser Debatte sind die Parteien zur Linken: Sie unterstützen jeweils nicht nur die Reformen sondern auch die Forderungen nach entlastenden Zusatzressourcen.

In meinen Augen sind jetzt insbesondere die politischen Kräfte in der Mitte, von CVP und FDP gefragt, die Reformen und neuen Ideen für die Schule grundsätzlich nie abgeneigt sind. Ein Blick in die Protokolle von vergangenen Kantonsratssitzungen bringt da Erhellung. Wer A sagt, soll in meinen Augen auch B sagen.

Da ist noch einiges an Überzeugungsarbeit nötig.

Wenn die Anpassung doch noch gelingen soll – und wenn ich mich jetzt an unsere letzte Konferenz mit den Schulpräsidenten und den Rektoren in Walchwil erinnere, dann wollen viele von uns, dass sie gelingt – dann müssen wir miteinander nochmals “an die Säcke” und Überzeugungsarbeit leisten.

Wichtig finde ich, dass wir persönlich mit den Kantonsrätinnen und -räten sprechen. Im Herbst sind Wahlen und vor Wahlen steigt deren Gesprächsbereitschaft ganz natürlich. Das dürfen auch wir ausnützen. Persönliche Gespräche sind sicher der Königsweg.

Wir haben viel in die Strukturen investiert, jetzt ist es Zeit, auch in die Lehrerinen und Lehrer im Schulzimmer zu investieren.

Das ist mein erster Gedanke. Und jetzt der zweite.

Als ich den Text von Oelkers gelesen habe, ist mir bewusst geworden, dass es seitens Politik und Bildungsverwaltung jetzt auch Mut braucht… Und zwar den Mut zu Raum und Zeit. Ich meine damit den Mut zur Entschleunigung im Schulwesen.

Zwischen Innovation und Belastung besteht ein klarer Zusammenhang. Der Zeitpunkt für eine Entschleunigung im Kanton Zug ist mit dem Ende des Projekts “Gute Schulen” günstig, weil das Projekt besonders viel Raum und viel Zeit verdient.

Der Teig ist nun geknetet, jetzt muss er aufgehen können. Das Pflänzchen, das wir gesetzt haben, muss jetzt wachsen können. Wir verfügen nun über einen phantastischen Werkzeugkasten, jetzt müssen wir auch in Ruhe werken können.

Es ist die wahrscheinlich wichtigste Führungsaufgabe in der Schule überhaupt: Diesen Raum und diese Zeit für die Schulqualität zu schaffen.

Ich fasse meine zwei Punkte zusammen:

Schnell entlasten kann man die Zuger Lehrerinnen und Lehrer mit der Änderung des Lehrpersonalgesetzes. Klar ist aber, dass es dafür noch viele persönliche Gespräche braucht. Und wir dürfen dabei eines nicht vergessen: Die Politik ist für Innovationen offensichtlich schneller zu gewinnen als für Entlastungen.

Aus diesem Grunde können wir unsere Lehrerinnen und Lehrer langfristig nur entlasten, wenn wir uns bei den Neuerungen und Reformen im Schulwesen auch Zurückhaltung auferlegen.

Entschleunigung ist in meinen Augen das Gebot der Stunde.

Schulqualität braucht Raum und Zeit. Für diesen Raum und diese Zeit sind wir miteinander verantwortlich.

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