Gehalten an der Medienkonferenz zur Vorstellung des von der Militärhistorischen Stiftung des Kantons Zug (MHSZ) erarbeiteten Lehrmittels

Ich lese gerne Interviews mit spannenden Menschen. Ihnen geht es sicherlich auch so. In solchen Interviews wird oft die Frage gestellt, was man im Leben vielleicht gerne noch etwas mehr gemacht hätte oder noch etwas mehr machen will. Auffallend häufig wird darauf geantwortet «Mit Geschichte hätte ich mich gerne noch etwas mehr beschäftigt» oder «Ich würde mich gerne mehr mit Geschichte befassen».

Geschichte und Geschichten von früher faszinieren alle Menschen. Und wer je das Glück hatte, einen Geschichtslehrer zu haben, der in blühenden Farben von früher erzählen konnte und die Ängste, Hoffnungen und Entscheide von damals in den Kontext ihrer Zeit einordnen konnte, der weiss diesen privilegierten Zugang ganz besonders zu schätzen und ist auf ewig dankbar dafür.

Geschichte ist mehr als die Einordnung der Entscheide und Ereignisse in den Kontext ihrer Zeit. Sie darf aber auch nicht weniger sein. Geschichtsforschung muss sich durchaus mit Gewissensfragen auseinandersetzen; Hypermoral und zeitgeistgeprägtes Denken sind allerdings fehl am Platz, wo Geschichtsforschung diesen Namen auch verdient.

Dem Réduit und der Schweiz im 2. Weltkrieg ist es oft so ergangen, dass die Handlungsmöglichkeiten der Schweiz in dieser schweren Zeit aus der Sicherheit und Distanz der heutigen Zeit abgehandelt und auch verurteilt wurden. Fakt ist, dass die Schweiz nach 1933 den Lauf der Dinge in Europa nicht mehr beeinflussen konnte. Schon sehr bald war die Schweiz sehr stark auf sich allein gestellt. Fakt ist auch, dass es in diesem Umfeld letztlich nur noch darum gehen konnte, die Unversehrtheit von Land und Leuten irgendwie und unter allen Umständen zu erhalten. Das Réduit und die Schweizer Réduit-Politik sind massgebliche Gelingensbedingungen für den Erfolg dieses Unterfangens gewesen.

Ich freue mich ausserordentlich, dass die Zuger Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit erhalten, sich mit ihren Schülerinnen und Schülern auf die Spurensuche des Réduits und seiner Zeit zu begeben. «Geachtet wird, wer sich verteidigen kann und will», hat der Vater des Réduit, General Henri Guisan, dem Schweizer Volk bei Kriegsende ins Stammbuch geschrieben. Was General Guisan damit gemeint hat, zeigt sich im Réduit. Es zeigt sich auch in den Spuren, die wir heute im Kanton Zug noch finden: Das Réduit weist weit über sich hinaus in die heutige Zeit.

Mein riesiges Dankeschön gilt der MHSZ und allen Menschen, die sich vor und hinter den Kulissen für das vorliegende Werk eingesetzt haben.

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