Guten Abend, herzlich willkommen hier in Zug.
Es ist ein spezielles Gefühl, so vielen Rektorinnen und Rektoren gegenüber zu stehen. Als ehemaliger Schüler frage ich mich unweigerlich, was ich seinerzeit hätte anstellen müssen, um vor so vielen Rektorinnen und Rektoren zu stehen. Heute, als Bildungsdirektor ist die Lage anders; ich darf Sie als Repräsentant des Kantons Zug im Namen des gesamten Regierungsrates ganz herzlich willkommen heissen. Das ist mir eine besondere Ehre – und überhaupt kein mulmiges Gefühl.
Als Bildungsdirektor beschäftige ich mich – genauso wie Sie – täglich mit der Frage, was eine gute Schule ausmacht. Was sollen unsere Schülerinnen und Schüler am Ende aller Ausbildungen können? In meinen Augen sollen sie sich selbst durchbringen können. Klar, wer gut ist, der soll auch anderen dabei helfen oder die Menschheit an sich weiterbringen. Aber in erster Linie sollen alle für sich selber sorgen können. Das ist der Beitrag, den ein Bildungssystem an eine prosperierende Gesllschaft leisten muss.
Gemessen an diesem Anspruch ist unser Schulsystem nicht gut – es ist sehr gut. Unser Schulsystem ist auch im internationalen Vergleich sehr gut. Nicht nur im Vergleich mit Spanien, wo über 50 % der jungen Leute arbeitslos sind. Auch im Vergleich mit dem PISA-Dauersieger Finnland schneiden wir deutlich besser ab.
Deshalb ist es ein Grundsatz von mir, dass wir uns an unserem Schulsystem nur mit grösster Zurückhaltung zu schaffen machen. So wenig wie möglich – so viel wie nötig. Ich nenne das die “hippokratische Herangehensweise”. Zuerst einmal keinen Schaden anrichten – dann ist schon viel getan. Bildung und Erziehung sind keine exakten Wissenschaften und darum dem Zeitgeist und anderen vorübergehenden Strömungen ganz besonders ausgesetzt.
Erlauben Sie mir darum den Hinweis auf etwas, das in meinen Augen unveränderlich Gültigkeit hat. Nämlich das Dreibein, auf dem erfolgreiche Schulen weltweit stehen. Die drei Beine einer erfolgreichen Schule lauten: Lehrkörper, Ziele, Zeit. Oder in Anlehnung an den Sport: Trainer, Ziele, Schweiss.
Erstens, der Trainer: Der Trainer weckt die Freude. Er fördert und fordert. Jede Untersuchung zur Schulqualität zeigt, dass die Lehrperson am wichtigsten ist. Deshalb bin ich froh, dass wir ab nächstem Jahr im Kanton Zug über eine eigene pädagogische Hochschule verfügen. Dort wird unser wichtigstes Gut, eben die Lehrpersonen, geformt und ausgebildet werden.
Zweitens, die Ziele: Hohe Ziele spornen an und führen zu Höchstleistungen. Auch in der Schule müssen wir hohe Ziele stecken, wenn sich unsere Schülerinnen dereinst gegen 400 Millionen chinesische Studenten behaupten sollen. Da setze ich auch auf den Wettbewerb der Kantone – im Gegensatz zur koordinierten Nivellierung nach unten. Die Schulen sollen sich profilieren können. Das gilt auch für die WMS im Kanton Zug. Die WMS ist nicht ein Anhängsel der Kantonsschule, sondern eine eigene Schule mit eigenen hohen Zielen. Dazu gehört in unseren Augen auch ein eigener Standort.
Drittens, die Zeit: Das Erreichen der hohen Ziele braucht auch Zeit. Zeit, die wir unseren Schülerinnen und Schülern für das Lernen zur Verfügung stellen müssen. Es gibt gerade im Schulwesen keine Abkürzungen – auch wenn es oft probiert wird. In diesem Sinne setze ich mich dafür ein, dass Einsparungen nicht auf Kosten der Schulzeit erfolgen.
Lehrkörper, Ziele, Zeit… auf diesen drei Beinen stehen erfolgreiche Schulen. Wenn wir über Schulentwicklung reden, dann müssen wir über diese drei Punkte reden. Das ist die grundsätzliche Debatte.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder Zeit und Lust finden – vielleicht auch im Rahmen dieser Konferenz – über das Grundsätzliche in der Schule zu debattieren. Diese Grundsatzdiskussion fällt oftmals den Details zum Opfer. Das ist falsch. Zuerst muss das Grundsätzliche debattiert werden, die Details kommen später.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und eine erfolgreiche Konferenz.