Internat/Tagesschule Horbach, Zug

Ich bin heute ausserordentlich gerne zu Ihnen gekommen … und das nicht etwa wegen der gleichzeitig stattfindenden Kantonsratssitzung. Nein, ich bin ausserordentlich gerne heute bei Ihnen, weil mir die Partnerschaft zwischen der ITH – das H will jetzt nicht mehr recht passen – und der Bildungsdirektion sehr wichtig ist.

Die ITH leistet einen überaus wichtigen Beitrag an die vielfältige Zuger Bildungslandschaft. Daran habe ich und daran hat die Bildungsdirektion nie einen Zweifel gelassen.

Ich möchte nicht sagen, dass wir in der jüngeren Vergangenheit Höhen und Tiefen miteinander erlebt haben. Es waren keine Tiefen, sondern es war eine Angelegenheit unter Freunden, die geregelt werden musste … und wir haben das geregelt – mit offenem Visier und ohne bleibende Schäden. Sie wissen, wovon ich rede, nämlich über den Umgang mit den aufgelaufenen Vorprojektkosten im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau. Wir haben das offen und ehrlich und vor allem auch transparent geregelt – mit einem Kompromiss, bei dem niemand richtig unzufrieden sein konnte. Aus diesem Grund stehen wir heute nicht vor einem Scherbenhaufen … sondern hier an der Zugerbergstrasse in der neuen Schule Horbach. Ich freue mich riesig über diesen neuen Standort. Und ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, die das möglich gemacht haben.

Am 19. Juni ist der Bildungsbericht 2018 erschienen. Seither haben es immer wieder Themen aus diesem Bericht in die Medien geschafft. Am letzten Wochenende gar ein ganz maliziöser Beitrag in der NZZ, zur Frage der Wirkung all der Schulreformen der letzten Jahre. Kurz zusammengefasst: Wir wissen nicht, was diese Reformen gebracht haben, weil wir gar nie nach ihren Wirkungen fragten. Ich bin sehr froh, dass solche Fragen jetzt wieder gestellt werden dürfen, ohne dass man gerade in eine bestimmte politische Ecke gestellt wird. Ich sage das, obwohl sie natürlich wissen, dass es mir in dieser Ecke gar nicht unwohl ist. Unwohl ist mir als Bildungsdirektor, wenn gewisse Dinge nicht hinterfragt werden, nur weil man Angst hat, man könnte mit der falschen Partei verwechselt werden.

Ich habe den Bildungsbericht 2018 studiert und für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein kurzes Fazit verfasst. Sie können sich vorstellen, dass auch der Bildungsbericht 2018 – das gehört zur Natur von solchen Berichten – eine Fülle von alten und neuen Arbeitsfeldern bezeichnet, die nur darauf warten, beackert zu werden. Aus diesem Grund lag meine wichtigste Schlussfolgerung auf der Hand: Der Bildungsbericht 2018 zeigt in aller Deutlichkeit, dass die Aufgaben unsere Möglichkeiten und Ressourcen auch in Zukunft bei weitem übersteigen werden. Nur schon aufgrund des prognostizierten Schülerwachstums werden Mehrkosten auf uns zukommen – ohne auch nur das kleinste Bildungsreförmchen! In der Konsequenz muss es darum gehen, Schwerpunkte zu bilden und eine Auswahl zu treffen. Wer alles machen will, macht am Schluss nämlich gar nichts mehr richtig. Und auch in Zukunft – so schloss ich mein Fazit – werden kostengünstige und zukunftsfähige Lösungen in der Bildung gefragt sein.

Nun, warum sage ich Ihnen das alles? Weil wir nicht nur aufpassen müssen, dass wir uns nicht verzetteln. wir müssen auch aufpassen, dass wir die richtigen Schwerpunkte setzen. Das ist einfacher gesagt als getan. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwer mit einer wichtigen Idee und neuen Aufgabe an die Schule herantritt. Die Schule wird mehr und mehr zum Sammelbecken von guten und gutgemeinten Ideen. Überall soll es noch eine Hilfestellung mehr geben, eine Anleitung mehr geben, eine Präzisierung mehr geben. Wie wenn das Leben nach einem Kochbuch funktionieren würde. Das Bessere ist der Feind des Guten. Wir alle kennen die Terminologie der operativen Hektik bestens. In dieser Hektik wird es wichtig sein, dass wir als Gesellschaft den Überblick nicht verlieren. Und eine Gesellschaft verliert dann den Überblick nicht, wenn sie sich an den Schwächsten orientiert, wenn sie sich dort einsetzt, wo die Menschen nicht für sich selber schauen können, wo echte Unterstützung nötig. Wir alle wissen, dass nicht jeder und in jeder Lebensphase «seines Glückes eigener Schmied» sein kann – aber eine sehr grosse Mehrheit von uns kann das. Und darum werde ich mich auch in Zukunft immer gegen Lösungen aussprechen, welche die Segnungen des Wohlfahrtsstaats mit der Giesskanne verteilen. Gerade in der Bildung kommen tagtäglich solche Forderungen auf den Tisch. Wenn wir beim Wort «Bildung» das Gehirn ausschalten, dann bleibt am Schluss dort kein Geld, wo es am nötigsten ist, nämlich für die Bildungsschwierigkeiten der schwächsten und verletzlichsten Menschen in unserer Gesellschaft.

Solchen Kindern und Jugendlichen geben Sie hier an der ITH Halt. Sie verfolgen Ziele mit ihnen. Sie haben Vertrauen. Sie halten Spannungen aus… und sie gehen mit allem, was Sie haben, auf diese Kinder und Jugendlichen ein. Das ist das Beste, was einem Mensch passieren kann.

Ich bin Ihnen von Herzen dankbar dafür. Und ich verspreche Ihnen, dass ich als Bildungsdirektor immer auf Ihrer Seite sein werde. Wir alle werden immer auf Ihrer Seite sein.

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