Der Titel der Ausstellung, die wir heute eröffnen, – Komödie des Daseins – lässt mich zuerst an Humor und Komik in meinem Dasein als Regierungsrat und Politiker denken. Im politischen Alltag ist Humor und Komik nicht wegzudenken. Humor ist ein wichtiges, wenn auch stets zweigesichtiges Instrument. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wird mit Hilfe von geteiltem Humor und gemeinsamem Lachen innerhalb einer Gruppe gestärkt. Sie kennen das alle: Städter lachen über Bauern, Briten über Franzosen, Zürcher über Aargauer, Frauen über Männer, Rechte über Linke – und das ganze natürlich immer auch umgekehrt. Die eigene Identität und Position sowie die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wird bestärkt.
Die Kehrseite dieser Form der Inklusion ist freilich die Exklusion. Die Selbstbestätigung und Stärkung bedeutet stets auch Abgrenzung und mitunter eine Schwächung des Gegenübers. Dies führt zur weiteren, wichtigen Funktion von Humor und Komik in der Politik: Angriff und Kritik. Wenn es einem politischen Akteur gelingt, mit Mitteln der Komik sein Gegenüber lächerlich erscheinen zu lassen, kann dies die Gegenposition nachhaltig schwächen. Das Verlachen von Personen ist in unserer konsensorientierten Gesellschaft natürlich eine zweischneidige Sache. Die Pointen sollen auf politische Inhalte zielen und sich nicht auf die persönliche Ebene von Politikerinnen und Politiker richten.
Humor ist aber nicht nur eine Waffe in der Politik, sondern auch ein bewährter Brückenbauer. Wenn die Auseinandersetzung zwischen Parteien bei Verhandlungen stocken und die Köpfe rund um den Tisch bereits verhärtet sind, kann ein wohlgesetzter Scherz die Atmosphäre auflockern und die gegenseitige Verständigungsbereitschaft erheblich fördern.
Aber nun weg von meinem Dasein und der politischen Kommunikation und hin zur aktuellen Ausstellung. Seit 2011 recherchieren das Kunsthaus Zug zusammen mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Thema «Humor in der Kunst». Über 300 Werke sind hier nun unter diesem Thema vereint. Ich bin gespannt auf die Erkenntnisse der mehrjährigen Recherche und freue mich auf die Auseinandersetzung mit sehr dringlichen Fragen. Die subversive Kraft von Humor wurde in verschiedenen Epochen von Autoritäten gefürchtet und entsprechend sanktioniert. Auch heute wird Kritik in Form von Satire nicht überall toleriert und Kritik gut versteckt in Kunst und Kultur geübt. Gibt es Verbindendes in den Werken aus der Antike, dem Mittelalter und dem aktuelle Zeitgeschehen? Oder hat jede Epoche seinen eigenen Humor? Ja, hat gar jede und jeder Kunstschaffende seinen eigenen Humor? Wie entwickelt ist Humor als Kritik oder Humor als Daseinserleichterung in der Kunst? Darf Kunst lustig sein, oder ist es dann nicht mehr Kunst?
Ich freue mich ausserordentlich, diesen Fragen in der Ausstellung «Komödie des Daseins» nachzugehen und in Siebenmeilenstiefeln durch die Kunstgeschichte des Humors zu schreiten. Ich danke dem Kunsthaus Zug für die Zusammenstellung dieser Kunstgeschichte und wünsche Ihnen allen eine spannende und erhellende Besichtigung dieser Ausstellung am heutigen Eröffnungstag. Es empfehlen sich aber sicherlich mehrere Besuche für ein adäquates Verständnis der unterschiedlichen Aspekte von Humor in der Kunst!