Gehalten an der Info-Veranstaltung zum Vernehmlassungsstart der Wochenstundentafel zum LP 21

Geschätzte Damen und Herren

Leider muss ich in gut einer Stunde nochmals ins Büro und bitte Sie gerade am Anfang um Entschuldigung, dass ich mich dann früh und französisch verabschieden werde. Mit der Leiterin des Amts für gemeindliche Schulen, Myriam Ziegler, und den Projektleiterinnen «LP 21», Martina Krieg und Katja Weber, sind aber natürlich alle wichtigen Personen von Seiten der Bildungsdirektion zum LP 21 anwesend. Ich danke diesem Team gerade für die Organisation des heutigen Anlasses.

Die Welt um uns herum ist nicht einfach so wie sie ist — sie wird gemacht. Auch das Schulwesen — und hier unterscheidet sich Bildung eben von einer sogenannt «exakten Wissenschaft» — ist nicht einfach so wie es ist. Auch das Schulwesen wird ausgehandelt und gemacht. Aus diesem Grund muss Bildung, muss die gute Schule, immer wieder debattiert und ausgehandelt werden. Es reicht nicht, so hat das Albert Einstein vor fast genau 80 Jahren formuliert, dass wir einmal festlegen, was eine gute Schule ist. Die gute Schule muss immer wieder von helfenden Händen ausgegraben werden, genauso, wie eine Statue in der Wüste immer wieder vom Sand befreit werden muss — ein schönes Bild, das er hier benutzt hat.

Und dann hat Albert Einstein in der gleichen Rede etwas sehr Bemerkenswertes gesagt: «Wissen ist tot. Die Schule aber ist die Dienerin des Lebens.» In der guten Schule wurde auch vor 80 Jahren schon das Wissen mit dem Leben verknüpft. Die gute Lehrperson hat schon immer das Wissen mit dem Leben verbunden, das macht ja eine gute Lehrperson recht eigentlich aus.

Das wirklich Neue am Lehrplan 21 ist deshalb nicht die Kompetenzorientierung. Wirklich neu ist in meinen Augen, dass wir es mit einem sprachregional harmonisierten Lehrplan zu tun haben. Dies erleichtert die Mobilität von Lehrpersonen, Schülern und Lehrmitteln. Dies erleichtert aber auch die Vermessung und vermeintliche Vergleichbarkeit der Schule. Wir werden uns in den kommenden Jahren auch damit befassen müssen, wie wir diese neuen Möglichkeiten vernünftig in den Dienst der Schulqualität stellen können.

Heute sind wir hier zusammengekommen, um Fragen zur Vernehmlassung der Wochenstundentafel zu stellen und zu beantworten. Dies mit dem Ziel, dass alle bildungspolitischen Akteure im Kanton Zug ihre Sicht der Dinge oder auch Hinweise einbringen können. Die Vernehmlassung dauert noch bis am Montag, 12. Dezember. Nach der Auswertung wird der Bildungsrat anfangs Februar 2017 die Wochenstundentafel in 2. Lesung beraten und beschliessen.

Sehr geehrte Damen und Herren, mit den Entscheiden zur Wochenstundentafel tritt der Lehrplan 21 auch im Kanton Zug in eine entscheidende Phase. An der Wochenstundentafel kommt nämlich kein Lehrplan vorbei — auch der Lehrplan 21 nicht. Bei der Wochenstundentafel geht es zwar nicht um inhaltliche Fragen, aber um die Zeitgefässe für die einzelnen Fachbereiche. Es geht um Gewichtung und Zuteilung – und damit immer auch um Auswahl und um Verzicht.

Grundlage für die Gestaltung der Zuger Wochenstundentafel zum Lehrplan 21 ist der Fachbericht «Stundentafel» der D-EDK auf der einen Seite. Dieser Grundlage ist der Zuger Bildungsrat an vielen Stellen gefolgt und in Teilbereichen davon abgewichen. Auf der anderen Seiten gibt es aber auch noch die bestehende Zuger Wochenstundentafel.

Im Kanton Zug soll eine der beiden Lektionen «Individuelle Förderung» beibehalten und das handwerkliche Gestalten gestärkt werden. Diese Gewichtung führt dazu, dass die Musik nicht wie in der D-EDK-Grundlage vorgesehen ausgebaut werden kann. Weiter sollen im Kanton Zug auch die MINT-Fächer insgesamt gestärkt werden, ebenso wie der Fachbereich WAH (Wirtschaft, Arbeit, Haushalt). Schon früh im Prozess hatte der Kanton Zug zudem an die D-EDK zurückgemeldet, dass er im Bereich der «Beruflichen Orientierung» nicht gewillt ist, die vorgeschlagenen Kürzungen vorzunehmen. Diese Absicht haben wir in der vorliegenden Wochenstundentafel umgesetzt.

Sie sehen, geschätzte Damen und Herren, die Wochenstundentafel hat es also tatsächlich in sich! Bildung braucht Debatte und Diskussion, dazu gehört auch die Debatte und Diskussion der Wochenstundentafel. Dazu gehören auch Fragen und Antworten. Aus diesem Grund freue ich mich ausserordentlich auf den heutigen Abend und bedanke mich an dieser Stelle für Ihre Zeit und Ihr Engagement.

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