Ich heisse Sie alle ganz herzlich willkommen zur vierten Tagung des Forums «Gute Schulen». Als Mitglieder von Milizbehörden investieren Sie einen halben Tag in die öffentliche Sache, in die res publica. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich. Ohne ehrenamtliches Engagement würden unsere Gemeinden und auch unser Kanton nicht so gut funktionieren, wie es glücklicherweise der Fall ist. Über das Thema der heutigen Tagung wird Sie der Leiter des Amts für gemeindliche Schulen, Werner Bachmann, im Anschluss an mein Grusswort orientieren. Ich nutze den Rahmen meiner kurzen Begrüssung, Sie aus erster Hand über zwei Sachen zu informieren, die Sie ganz besonders interessieren dürften: Die Lehrerbildung und das Projekt Sek I plus.

Zuerst ein Wort zur Lehrerbildung. Der Kanton Zug hat eine lange Lehrerbildungs-Tradition. Das hat historisch mit seiner Lage an der Konfessionsgrenze zu tun. Bis 2004 hatten wir noch drei Seminare im Kanton. Diese wurden dann durch die Teilschule Zug der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) abgelöst. Man hat seinerzeit dafür eigens einen interkantonalen Vertrag – ein sogenanntes Konkordat – abgeschlossen. Die Struktur dieses Konkordates war allerdings nicht sehr glücklich, weshalb der Kanton Luzern ausgetreten ist. Die verbleibenden fünf Kantone haben im letzten Sommer die Auflösung des PHZ-Konkordates per 31.7.13 beschlossen. Damit wird die rechtliche Grundlage für die Lehrerbildung am Standort Zug wegfallen. Während der Private alles tun kann, was ihm – salopp gesagt – nicht per Gesetz verboten ist, darf die öffentliche Hand nur machen, was ihr per Gesetz aufgetragen wird. Mit anderen Worten: Der Kanton braucht eine neue gesetzliche Grundlage, um die Lehrerbildung am Standort Zug weiter zu führen. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, auszubauen oder zu verändern, sondern um etwas Bewährtes weiter zu führen. Die Direktion für Bildung und Kultur hat einen Entwurf für ein solches Gesetz erarbeitet.

Ich muss voraus schicken, dass die Lehrerbildung am Standort Zug nie umstritten war, solange das Konkordat bestanden hat. Niemand hat jeamls die Schliessung der Schule verlangt. Aber jetzt steht sie zur Disposition, und wir müssen von der Politik das ausdrückliche OK abholen – was übrigens völlig korrekt ist und worüber ich mich keine Sekunde beklagt haben möchte! Die Zuger Regierung hat sich seinerzeit sehr früh und unmissverständlich für die Weiterführung der Schule ausgesprochen. Und das obwohl es durchaus eine Alternative gäbe: nämlich die Schule zu schliessen und alle Zuger Lehrerkandidaten auswärts auszubilden – in Goldau, Luzern oder Zürich, also ganz in der Nähe. Diese Alternative käme sogar rund 8 Mio. Franken billiger.

Was hat nun die Regierung dazu bewogen, die Schule weiter zu führen?

Zum einen unsere Strategie 2010-18: Wir wollen im Standortwettbewerb unsere Spitzenposition verteidigen. Der hohe Bildungsstand der Zuger Bevölkerung ist nachweislich ein wesentlicher Faktor dafür. Die wichtigste Bedingung für guten Unterricht sind gut ausgebildete Lehrer. Deshalb hat eine eigene Lehrerbildung für die Regierung strategische Bedeutung.
Zum anderen verfolgen wir seit Jahren in Sachen Hochschulen die Strategie, dass wir uns auf die Bereiche Wirtschaft/Finanzen und Lehrerbildung beschränken wollen. Darüber hinaus wäre es gerade in der heutigen Zeit ein falsches Zeichen, eine gut etablierte und funktionierende PH zu schliessen. Es ist absehbar, dass es Lehrermangel geben wird, wenn die grossen Jahrgänge in Pension gehen.
Schliesslich und vor allem ist eine eigene PH nah an unseren gemeindlichen Schulen und den kantonalen Stellen. Von diesen kurzen Wegen und dem Austausch profitieren alle: Schulen, Kanton und die PH selber.

Ende März wird die Vernehmlassungsfrist ablaufen, die ersten Rückmeldungen sind bei uns eingetroffen. Der Regierungsrat plant, das Gesetz im Mai an den Kantonsrat zu überwiesen und damit den parlamentarische Prozess zu starten. Im Herbst wird es dann im Kantonsrat beraten werden. Sie werden also im nächsten halben Jahr noch einiges über die PH Zug hören.

Gestatten Sie mir noch einige Worte zum Thema Sek I plus. So heisst ein Projekt zur Reform der Oberstufe im Kanton Zug. Ursprünglich wurde ins Auge gefasst, die Oberstufe vollständig zu integrieren. Das heisst, die Schularten Sek und Real, welche heute die «Kooperative Oberstufe» (KORST) bilden, hätten in einer einzigen gemeindlichen Oberstufe zusammengeführt werden sollen. Mitte letzten Jahres hat eine breit aufgestellte Arbeitsgruppe einen aufwendig recherchierten und umfangreichen Bericht abgeliefert. Der Bericht umfasste eine Analyse des IST-Zustandes und mögliche Lösungsvorschläge. Er verschwieg nicht, dass bei allen Errungenschaften der KORST auch Mängel und Optimierungspotenzial bestehen. Die zwei wesentlichsten sind das Missverhältnis von Strukturaufwand und -ertrag bei den Niveaukursen sowie das neunte Schuljahr, das heisst die Problematik, dass Schüler nachdem sie ihre Lehrverträge bekommen haben, dem Unterricht nicht mehr folgen und auch nicht auf ihren späteren Beruf ausgerichtet gefördert werden können. Der Bildungsrat hat den Bericht an mehreren Sitzungen eingehend beraten. Er hat auch in anderen Kantonen Schulen besucht, um sich ein Bild vor Ort zu machen und die Lösungsvorschläge zu überprüfen. Am 14. Dezember 2011 hat er dann beschlossen, dass er die Schularten nicht vollständig integrieren will. Der Bildungsrat befürchtete, dass damit eine «Nivellierung nach unten» verbunden sein könnte. Man war zudem der Überzeugung, dass guter Unterricht auch in separativen Strukturen möglich ist und heute auch stattfindet.

Der Bildungsrat hat die Direktion für Bildung und Kultur in der Folge beauftragt, bis Mitte dieses Jahres neue Vorschläge zu erarbeiten, wie die festgestellten Schwächen der KORST behoben werden können. Zudem wurde beschlossen, dass die Problematik des neunten Schuljahres mit Priorität angegangen wird. Auch hier wird der Bildungsrat Mitte Jahr über die Vorschläge der Experten beraten. Der Bildungsrat wird Sie in Sachen Reform der Oberstufe also nach den Sommerferien wieder über Zwischenentscheide informieren können.

Ich wünsche uns nun ein lehrreiches Forum und freue mich auf den persönlichen Austausch in der Kaffeepause!

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