«Design your life!» – dieser Slogan ist heute weit verbreitet und in etwa ebenso bekannt wie «Wohnst du noch, oder lebst du schon?» Er wird mit zwei Bedeutungen verwendet. Er gilt einerseits als Leitmotiv für eine aktive Lebensgestaltung. Andererseits – und das interessiert uns heute – steht er für die durchdachte Gestaltung von Gegenständen, die uns im Alltag begleiten.

Vor 20 Jahren noch hätte niemand gedacht, welche Rolle Design heute in unserer Gesellschaft spielt. Bis in die Achtzigerjahre war Design eine Randdisziplin, die irgendwo zwischen Kunst, Architektur und Kunsthandwerk angesiedelt wurde. Heute hat Design all unsere Lebensbereiche erobert und Design dient vor allem im Marketing als unschlagbares Verkaufsargument.

Der Begriff Design geht auf das lateinische «designare» zurück, was soviel wie «bezeichnen» bedeutet. Unser heutiges Wortverständnis geht aber eher auf die Entwicklung des Begriffs im englischen Sprachraum zurück. «Design» wurde dort im 19. Jahrhundert für eine Tätigkeit verwendet, die es zuvor nicht gegeben hatte. Man begann nämlich mit den Mitteln der industriellen Produktion einfache, schöne und praktische Dinge zu gestalten.

Die heute umfassende Präsenz von Design ist deshalb bemerkenswert, weil Design ursprünglich als eine latent politische Idee gestartet hatte. Damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde mit Design die idealistische Vorstellung verbunden, «gut» gestaltete Dinge zu einem erschwinglichen Preis unter die Menschen zu bringen. Zudem wollte man eine Formensprache für die noch in der Zukunft liegende Moderne entwickeln. Eine Formensprache, die zeitlos und funktional sein sollte, und die dem damals allgemeinen Geschmack entgegenläufig war.

Heute gehört Design ganz selbstverständlich zum Alltag dazu: jeder Gegenstand, den wir zur Hand nehmen, jedes Gerät, das wir benutzen, erfüllt oder verpasst (je nachdem) unseren selbstverständlichen Anspruch an so genannt «gutes Design».

In der heute eröffneten Ausstellung wird aufgezeigt, welche Prozesse und Arbeitsschritte, welche Überlegungen hinter der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen stecken. Das Chamer Büro M&E von Ernest Muchenberger und Walter Eichenberger war zwischen 1967 und 2002 eines der gefragtesten Ateliers für Industriedesign. Die zwei Abgänger der Ulmer Hochschule verstanden sich in erster Linie als Dienstleister für die Industrie, welche den Markt mit handlichen Alltagsgegenständen belieferte. Diese Alltagsgegenstände sollten dem Kunden funktional dienlich sein. «M&E Design AG» arbeitete konsequent mit diesem Entwurfsverständnis. Ernest Muchenberger und Walter Eichenberger sind daher keine Autorendesigner und schon gar keine Stardesigner. Sie sind als Entwerfer für die Industrie Urheber von Produkten, die der schweizerischen Bevölkerung als Küchenhilfen, als Apparate und Geräte im Badezimmer wie auch im Wohnbereich, selbst im Keller und Heizungsraum oder auch im Büro wohlbekannt sind. So wird ganz sicher jedem von uns das eine oder andere Exponat der Ausstellung sehr vertraut vorkommen.

Den gesamten Zuger Regierungsrat freut es sehr, dass diese Ausstellung unter der Leitung von Frau Dr. Daniela Ball realisiert werden konnte. Zug war einst ein stark industrialisierter Kanton mit international führenden Unternehmen. Es besteht deshalb ein grosses Bedürfnis und eine klare Notwendigkeit zur Dokumentation und zur Vermittlung von Industriegeschichte. Bis anhin sind alle diesbezüglichen Initiativen von privater Seite her erfolgt. Das Engagement des Vereins «Industriepfad Lorze» ist durch den Industrie-Lehrpfad weitum bekannt. Das verdienstvolle private Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass heute ernsthaft, umfassend und professionell Zuger Industriegeschichte und Industriekultur vermittelt werden kann.

Auf nationaler Ebene treibt die Schweizerische Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur SGTI seit vielen Jahren das Projekt ISIS voran. ISIS heisst «Informationsplattform für schützenswerte Industriekulturgüter der Schweiz». Mit ISIS will man erreichen, dass industriegeschichtliche Güter wie Hochbauten, Objekte, Maschinen, Archivalien und Sammlungen schweizweit erschlossen werden können. Der Kanton Zug finanziert seit 2010 die Erforschung der Zuger Industriegeschichte im Rahmen von ISIS und in Zusammenarbeit mit der Burg Zug und dem Verein Industriepfad Lorze.

Vor nicht allzu langer Zeit hat der Zuger Regierungsrat auch mit der Unterschutzstellung des Theilerhauses sein grosses Interesse gezeigt an der Erhaltung und an der Implementierung der Zuger Industriegeschichte im Hier und Jetzt. Das Theilerhaus ist eines der ersten industriellen Gebäude im Kanton Zug, und dort soll künftig auch die industriegeschichtliche Vergangenheit der Öffentlichkeit ansprechend vermittelt werden.

Es bleibt mir zum Schluss der Dank: Besonders danke ich im Namen des Zuger Regierungsrats der Direktorin des Museums Burg Zug, Frau Dr. Daniela Ball. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die Burg Zug mit dieser Ausstellung einen grossen Schritt in die Zuger Geschichte des 20. Jahrhunderts wagt. Ihr sowie ihrem Museums-Team und allen weiteren Projektbeteiligten gebührt der Dank.

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