(16.10.23, Grusswort zu Beginn der Rinvorlesung)

Wenn wir heute einen militärischen Gast im Rang eines Korpskommandanten in Zug zu Besuch haben – es ist der höchste Grad, den es in der Schweizer Armee in Friedenszeiten gibt –, dann stehen die Ereignisse im Nahen Osten mit im Raum.

Am 7. Oktober wurde eine der stärksten und erprobtesten Armeen der Welt – und einer der besten Geheimdienste auch – von Terroristen überrascht und überrannt. Von Terroristen, die in der Folge wahllos Menschen ermordeten, vergewaltigten oder verschleppten, sich an kein Kriegsrecht haltend. Von Terroristen, die dem Staat Israel das Existenzrecht absprechen, alle Juden ins Meer treiben und anstelle Israels – oder auch eines Nebeneinanders – einen islamistischen Staat errichten wollen. Unterstützt werden sie dabei von Staaten wie Iran und Syrien und mittlerweile auch vielen Unterstützerinnen und Unterstützern, die nach Europa eingewandert sind.

Auch die Schulen sind betroffen. Sie haben vielleicht von den Auseinandersetzungen zwischen Lehrerschaft und Schülerschaft an deutschen Schulen in Berlin gehört, wo einzelne Schülerinnen und Schüler am Montag nach dem Terrorangriff mit palästinensischen Flaggen in der Schule erschienen. Auch die postkoloniale Hochschulwelt ist anfällig, ein prominentes Beispiel gab es in der Schweiz an der Universität Bern. In Berlin fabulierte ein aus dem Libanon stammender Kurator angesichts der Bilder vom Blutbad von der «Schönheit revolutionärer Gewalt».

Es darf kein «Ja, aber…» geben, hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner nordisch kühlen und klaren Art auf diese Strömung in der Gesellschaft entgegnet und die Diskussion damit auf ein humanistisches und demokratisches Fundament gestellt. Keine Kritik an den politischen Entscheidungen Israels rechtfertigt den Hamas-Terror. Es gibt nichts zu relativieren, sagte er: Jedes «Ja, aber» ist fehl am Platze

Kein «Ja, aber…», wo es um Terrorismus geht – das ist das Fundament der Debatte. Kein «Ja, aber…», wo es für das Gegenüber nur Vernichtung, Vergewaltigung und Verschleppung gibt. Diese Debatte wird auch in den Schulen zu führen sein. Diese Debatte braucht ein Fundament und einen Überbau, damit sie an jeder Schweizer Schule geführt werden kann. Damit sie in jedem Schweizer Lehrerzimmer geführt werden kann. Der 7. Oktober 2023 ist das 9/11 Israels und wird Folgen haben für den Kanton Zug, für die Schweiz, für Europa, für die ganze Welt. Freiheit und Sicherheit sind nicht einfach Gott gegeben oder da. Demokratie und Humanismus auch nicht. Wir müssen an unseren Schulen immer wieder das Fundament dafür legen. Wir müssen zu unseren Werten stehen, diese Werte vermitteln, diese Werte einfordern – und diese Werte immer wieder verteidigen.

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