Die Ehe … das war früher einmal die Beziehungsform, in welcher jemand immer Recht hatte … und der andere war der Ehemann. Heute ist alles anders, und «Schule & Elternhaus» ist nach sechzig Jahren ein wichtiger Zeitzeuge und ein wichtiger Begleiter dieses Wandels.

Meine Damen und Herren, herzlich willkommen im Kanton Zug. Sehr gerne überbringe ich Ihnen die Grüsse und die besten Wünsche des Zuger Regierungsrats. Mit dem friedlichen Nebeneinander von Fremd- und Eigenbetreuungsabzug ist der Kanton Zug sicher ein neutraler und geeigneter Ort, um Familienformen zu erörtern.

Sie haben die Familie zum Thema Ihrer heutigen Tagung gemacht, und als Bildungsdirektor bin ich am Thema Familie ausserordentlich interessiert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich selber nicht verheiratet bin und keine Kinder habe.

Wenn ich als Bildungsdirektor an die Familien denke, dann denke ich nicht zuerst an die Erwachsenen, sondern an die Kinder, die in dieser Familie leben. «Problemkinder halten Schulen auf Trab», so titelte im Februar dieses Jahres die Neue Luzerner Zeitung, um weiter unten fortzufahren: «Die Schulen müssen die Versäumnisse der Familien ausbügeln». Und weiter hiess es: «Das Bild von der heilen Familie, welche die Kinder adäquat auf die Schule vorbereitet, stimme auch im Kanton Luzern oft nicht mehr. 50 Prozent der Kinder im Kanton Luzern wachsen nicht in traditionellen Familienstrukturen auf … Anders gesagt: Nur noch die Hälfte lebt mit Vater und Mutter zusammen.»

Im gleichen Beitrag wurden dann auch organisatorische Massnahmen gefordert, so etwa die Frühförderung oder der weitere Ausbau der Fremdbetreuungsangebote. In meinen Augen darf diese Debatte aber nicht bei den organisatorischen und institutionellen Massnahmen aufhören, sondern muss auch die Familie selbst zum Gegenstand haben.

Nicht jede Familienform ist gleich gut — nicht für das Kind, nicht für die Schule und nicht für die Gesellschaft.

Die familialen Faktoren, um bei der Schule zu bleiben, sind die entscheidenden Faktoren für eine besonders günstige Vorschulentwicklung. Deswegen reicht es nicht, auf die Familienformen nur zur reagieren. Es geht auch darum, die Familienformen und die notwendigen Beiträge der Familien zu benennen und entsprechend zu agieren.

Die Schule ist auf Familien angewiesen, die Zeit für ihre Kinder haben können und Zeit für ihre Kinder haben wollen. Dazu gehört zum Beispiel auch persönlicher Verzicht. Dazu gehören aber auch Rahmenbedingungen, wie wir sie im Kanton Zug glücklicherweise mit dem Eigenbetreuungsabzug kennen.

Und die Schule ist auf Familien angewiesen, in welchen Geborgenheit und Liebe auf Dauer und nicht auf einen dreijährigen Lebensabschnitt ausgelegt sind. Wo ernsthaft versucht wird, diese Werte zu leben, ist mir die Beziehungsform dahinter — um es salopp zu sagen — ziemlich egal. Im Grundsätzlichen aber, wenn es um den Beitrag der Familie geht, auf den das Kind und die Schule gleichermassen angewiesen sind, da bin ich beharrlich. Da finde ich, dass wir diese Werte a) benennen und b) auch den Mut haben müssen, uns politisch für diese Werte einzusetzen. Nur organisatorisch zu reagieren, reicht in meinen Augen nicht.

Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr auf die anregenden Stunden mit Ihnen. Ich schätze Schule und Elternhaus als Vertreterin der Elternschaft, als Ort der partnerschaftlichen Zusammenarbeit, aber auch als Ort des konstruktiven Dialogs oder auch einmal der Debatte zwischen Elternhaus und Schule. Dialog und Debatte sind unverzichtbar. Gute und politisch tragfähige Lösungen werden nicht durch Auserwählte entdeckt oder im stillen Kämmerlein beschlossen, sondern sind das Ergebnis von Dialog und Debatte. Für die vielfältigen Beiträge dazu bin ich “Schule & Elternhaus” sehr dankbar.

Ganz herzlich willkommen im Kanton Zug und Happy Birthday «Schule & Elternhaus»!

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