Eine Eröffnungsrede ist immer eine verlockende Situation für einen Politiker. Er weiss zwar, dass das Publikum nicht wegen ihm gekommen ist (er sieht aber grosszügig darüber hinweg), aber vor allem weiss er auch, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass zum jetzigen Zeitpunkt niemand mehr den Saal verlässt.
Eine Eröffnungsrede ist aus diesem Grund immer auch eine klassische WIN-WIN-Situation – ausser für das Publikum natürlich.Die Veranstalter sind froh, dass sie sich nicht selber sozusagen zwischen den Film und das Publikum stellen müssen … und der Politiker ist froh, dass das Publikum nicht fort kann.
Ein bisschen kann ich Sie beruhigen: Ich wurde vielleicht bewusst nicht gebeten, eine Eröffnungsrede zu halten, sondern nur ein kurzes Grusswort. Das mache ich sehr gerne.
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber in meinem Berufsleben ist der Begriff oder auch das Phänomen DIGITALISIERUNG omnipräsent. Kein Bereich der Schule soll von der DIGITALISIERUNG verschont bleiben.
Die DIGITALISIERUNG kommt sowieso und darum müssen wir alles machen, dass sie auch wirklich kommt. Etwa in diese Richtung geht die Diskussion.
Während die einen schon Roboterlehrerinnen und -lehrer einfordern, träumen andere vom vollkommen individualisierten Unterricht, in welchem alle Schülerinnen und Schüler Dank der DIGITALISIERUNG an individuellen Lehrplänen im individuellen Tempo am individuellen Lernerfolg arbeiten.
Das ist natürlich Blödsinn, weil Lernen vor allem mit der Beziehungsebene zu tun hat. Das weiss jeder, der schon einmal einen schlechten und einen guten Lehrer gehabt hat. Wir gehen in die Schule, um miteinander, voneinander und schliesslich auch füreinander zu lernen. Das wird mit dem Begriffspaar «Soziales Lernen» zusammengefasst. Ich glaube, dass die Kinder mit diesem Sozialen Lernen auch besser auf die DIGITALISIERUNG vorbereitet werden.
An das habe ich gedacht, als ich mich auf diese kurze Grussbotschaft vorbereitet habe. Weil ja auch im Kino aufgrund von der DIGITALISIERUNG viel vom Ende des Kinozeitalters die Rede ist. Die Zuger Filmtage trotzen diesem Trend und feiern das Kino als Ort der gemeinsam erlebten Kunst – jetzt, wo Sie meine Situation in Sachen DIGITALISIERUNG kennen, sehen Sie auch mit grosser Klarheit, weshalb mir die Zuger Filmtage über die Kunst hinaus so viel Freude machen. Und Ihre Anwesenheit beweist mir, dass es Ihnen genau so geht.
Das Kino als Ort der gemeinsam erlebten Kunst. Das Kino als sozialer Ort.
Ich darf mich sicher auch in Ihrem Namen bei allen Frauen und Männern bedanken, die die Zuger Filmtage möglich gemacht haben und möglich machen. Ganz herzlichen Dank für diese riesige Arbeit.