In meiner Kindheit hat es neben den kleineren Stellungen vor allem zwei militärisch geheimnisvolle Orte im Kanton Zug gegeben. Der eine Ort ist das Straflager Frühbühl auf dem Zugerberg gewesen — mit den Russen während dem Afghanistan-Krieg. Der andere Ort die Bloodhound-Stellung hier auf dem Gubel.

Ich kann mich an einen Schulausflug auf den Gubel in der 5. oder 6. Klasse erinnern. An das gelbe «Halt!»-Plakat mit dem Soldaten mit dem Sturmgewehr 57 drauf. An den Stacheldraht. An die Unterstände, in denen ich als Bub dann und wann einen behelmten Kopf entdeckt habe. Oder auch an den durchgestrichenen Fotoapparat am Zaun. Hier oben auf dem Gubel habe ich die Schweiz als wehrhaft erlebt. Als entschlossen und zum Kampf bereit.

Seither sind gut 30 Jahre vergangen. Bald geht es mir wie der Bloodhound-Stellung… der militärische Ruhestand wartet. Mit 42 wird ein Hauptmann heute aus der Wehrpflicht entlassen. Das ist noch anders gewesen, als ich 1992 die Rekrutenschule absolviert habe. Auch anderes ist anders gewesen: Ende 1980er Jahre sind effektiv über 800’000 Soldaten in der Armee eingeteilt gewesen. Die Schweiz hat keine Armee gehabt — sie ist eine Armee gewesen.

Heute hat die Schweiz wieder eine Armee. Eine Armee, die immer kleiner wird. Eine Armee, die dem Parlament… und dem Bundesrat leider noch viel mehr… schon viel zu lange als Steinbruch für allerlei andere Vorhaben dient.

Geschätzte Damen und Herren, von vielen Seiten bedrängt, befindet sich die Armee in der Verzögerung. Bekanntlich ist die Verzögerung das schwerste Gefecht, die schwierigste Gefechtsform überhaupt. Es ist das Gefecht, das als hinhaltender Widerstand bezeichnet werden kann; genau in diesem Zustand befindet sich die Armee und befindet sich unsere Sicherheitspolitik.

Bei der Frage der Dienstpflicht ist uns im Herbst eine gute Aktion gelungen. 73 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer stehen hinter der Milizarmee. Beim Gripen haben wir Verluste erlitten — nicht im Kanton Zug, aber schweizweit. Beim Armeebudget steigt schon wieder Pulverdampf aus dem Bundesrat und dem Parlament auf. Die Verbesserung von der Bereitschaft oder die Rückkehr zum Zweistart-Modell im Bereich der Schulen sind Lichtblicke — aber noch keine zusammenhängende Schönwetterlage. Aber eben: Wir sind in der Verzögerung. Wir müssen um jeden Zentimeter “gute Sicherheitspolitik” kämpfen.

Machen wir uns nichts vor: Unter den Römern hat in der Schweiz 200 Jahre lang Frieden geherrscht (von ca. 70-270 n.Chr.). Augusta Raurica hat über 20’000 Einwohner gehabt. Im Frühmittelalter sind es dann noch rund 200 gewesen. Nichts ist in Stein gehauen — und Sicherheit und Freiheit erst recht nicht.

Ich freue mich ausserordentlich darüber, dass an Orten wie hier auf dem Gubel der Wehrgedanke nicht nur im Rückspiegel, sondern auch mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft gelebt wird. Der Wehrgedanke bleibt lebendig da oben.

Die Zukunft wird wieder Unordnung und Krieg bringen. Das ist klar. Darum ist für mich klar, dass wir uns immer wieder mit Begeisterung und aus Überzeugung für eine starke Milizarmee in den Kampf stürzen.

«Geachtet wird nur der, der sich verteidigen kann und will.» Diese Aussage ist heute noch so aktuell wie nach dem 2. Weltkrieg — wo der General Guisan der Schweiz diesen Satz ins Stammbuch geschrieben hat.

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