(7.7.22, Grusswort Abschlussfeier FMS)

Den Auftakt machte die Kanti Menzingen, dann die PH Zug, dann die Wirtschaftsmittelschule, dann die Kanti Zug und jetzt die Fachmittelschule: Sommerzeit ist Abschlusszeit, ist Diplomzeit. Es ist eine wunderbare Zeit – und ich bedanke mich ganz herzlich für diese wunderbare Einladung. Die FMS zuletzt in diesem Reigen: Last but not least, sagt der Engländer. Die Ersten werden die Letzten sein, sagen die Christen … oder auf gut Schweizerdeutsch: De Letscht de Bescht! Ich freue mich riesig, dass ich heute hier bei Ihnen sein darf und möchte es nicht unterlassen, Ihnen allen gerade am Anfang die besten Wünsche und Grüsse des ganzen Zuger Regierungsrats zu übermitteln. Natürlich bin ich heute auch sehr gerne bei Ihnen, weil die Feier in Steinhausen stattfindet. In Steinhausen bin ich aufgewachsen und glücklich zu Hause – und da in diesem Saal hat 2018 auch meine Landammannfeier stattgefunden.

2027 wird die Direktion für Bildung und Kultur aber auch im Alltag nahe an die FMS heranrücken. Im Sommer 2027, so der heutige Zeitplan, zügelt die Direktion für Bildung und Kultur an die Hofstrasse, vis à vis der FMS in ein neues Gebäude. Zusammen mit der FMS, dem Museum für Urgeschichte(n), dem Amt für Kultur oder neu dann auch dem Staatsarchiv und ganz in der Nähe auch die PH Zug, wird im Raum Hofstrasse ein eigentlicher Bildungs- und Kulturcluster entstehen. Ich freue mich sehr darauf. Das wird eine grosse Baustelle – und das bringt mich zum Bild für den heutigen Abend.

Soziale Arbeit, Gesundheit, Pädagogik: Geschätzte Maturandinnen und Maturanden, geschätzte Schülerinnen und Schüler, nur schon ein flüchtiger Blick auf Ihre Profile und Berufsfelder zeigt, dass auf der Baustelle des Lebens ein ganzer Haufen Arbeit auf Sie wartet. Die Baustelle des Lebens ist keine geordnete Baustelle, wie das die Hofstrassen-Baustelle dann hoffentlich sein wird. Auf der Baustelle des Lebens wird kräftig durcheinandergeredet. Es wird gestritten. Es gibt mehr Architekten als Maurer. Die einen wollen mit dem Dach anfangen, die anderen mit dem Garten, fürs Fundament interessiert sich fast niemand, aber dafür feiert eine grosse Gruppe schon einmal ein Einweihungsfest. Kurz: ein ziemliches Chaos.

Und jetzt stehen Sie hier vor mir, quasi mit dem Bauhelm, der Schaufel und dem Pickel in der Hand. Und ich freue mich noch? Müsste ich nicht Mitleid mit Ihnen haben, statt mich zu freuen? Nein. Sicher nicht. Ich habe kein Mitleid mit Ihnen. Und vor allem: Sie haben mein Mitleid gar nicht nötig. Denn wenn wir die Baustelle des Lebens ein bisschen länger und etwas genauer beobachten, entdecken wir viele Menschen, die Hand in Hand arbeiten. Menschen, die sich auf einen Plan einigen, Menschen, die etwas zustande bringen. Nicht das perfekte Luftschloss, sondern ein lebenswertes Haus. Vielleicht so etwas wie eine Villa Kunterbunt oder das Haus von der Familie Weasley. Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass auf der Baustelle des Lebens viel möglich ist. Wo Menschen mit einem guten Willen sind, wo Menschen anpacken, da ist viel Gutes möglich. Nein, von meiner Seite gibt es kein Mitleid.

Arbeit ist halt etwas Anstrengendes, wenn man es richtig macht. Ihre Eltern können ein Lied davon singen. Es war ein hartes Stück Arbeit bis zur heutigen Feier. Wir Alten geben Ihnen etwas anderes mit auf Ihren Weg: Nämlich unser Interesse. Wir interessieren uns für Sie und für das was Sie auf dieser Baustelle Neues bauen.

Einer, der im 19. Jahrhundert anpackte und etwas Neues baute, war Don Bosco. Er hat sich als Priester gegen alle Widerstände für die Turiner Strassenkinder stark gemacht. Er holte sie von der Strasse, er besuchte sie im Gefängnis, er baute Häuser für sie und er hat sie in die Schule geschickt. Don Bosco heisst übrigens auch die Kirche gerade hinter diesem Saal. Woher hat er die Kraft genommen? In einer Zeit, als man solche Jugendliche, die waren ja oft straffällig, eigentlich nur als Abschaum betrachtete?

Vielleicht schöpfte er die Kraft aus dem Motto, das er auch seinen Jugendlichen mit auf den Weg gab: «Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.»
Fröhlich sein, weil wir auf der Baustelle des Lebens einen Unterschied machen können.
Gutes Tun, weil es diesen Unterschied braucht.
Und die Spatzen pfeifen lassen, weil es uns herzlich egal sein kann, wenn man uns dabei als Spinner und Phantasten bezeichnet.

Ich wünsche Ihnen alles Gute auf der Baustelle des Lebens. Sie sind perfekt vorbereitet dafür. Sie bringen alles mit, was es braucht. Wir freuen uns unglaublich auf Sie.

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