(2.7.22, Grusswort Maturafeier Kantonsschule Zug)

Auf einer Reise durch die USA sind mir auf den Autos die vielen Bumper-Stickers aufgefallen, diese Abziehbilder mit mehr oder weniger lustigen Botschaften. Ein Klassiker zum Beispiel: My driving scares me too. Oder ganz hinterlistig: Honk if you don’t exist. Und natürlich typisch amerikanische, wie: My opinions are awesome. Und dann ist mir eben auch ein Bumper Sticker in Erin-nerung geblieben, der perfekt zum heutigen Tag passt: If you can read this – thank a teacher!

Und noch etwas stärker auf den heutigen Tag gemünzt: Wenn Sie heute Ihr Maturazeugnis erhalten, dann danken Sie Ihren Lehrerinnen und Lehrern. Oder auch: Wenn Sie heute Ihr Maturazeugnis erhalten, dann danken Sie Ihren Eltern. Und wenn Sie heute Ihr Maturazeugnis erhalten, dann danken Sie auch der Schulleitung, der Schulverwaltung, dem Team der Mediothek, der IT-Crew, dem Hausdienst, dem Mensa-Team … und ganz generell allen guten Geistern im Vorder- und im Hintergrund dieser wunderbaren Schule… Zugegeben: das wäre ein etwas sehr langer Bumper-Sticker.

Und last but not least: Wenn Sie heute Ihr Maturazeugnis erhalten, dann danken Sie auch sich selber. Sie haben sich ein Ziel gesetzt und Sie haben dieses Ziel erreicht – und heute feiern wir diese Zielankunft. Das Maturazeugnis ist kein Ende, sondern ein Anfang. Aber es ist ein wunderbarer Etappensieg. Und dazu gratuliere ich Ihnen allen, liebe Maturandinnen und Maturanden, auch im Namen der ganzen Zuger Regierung sehr herzlich.

Mit der Matura beginnt eine neue Lebensphase. Es gibt im Leben eine Zeit zum Nehmen. Und es gibt eine Zeit zum Geben. Einige von Ihnen kennen das Geben bereits sehr gut: zum Beispiel als Leiterinnen und Leiter in der Pfadi oder in einem Sport- oder anderen Verein, vielleicht in der Politik, vielleicht auch, weil sie zu Hause oder an einem ganz anderen Ort schon Aufgaben mit viel Verantwortung übernehmen. Einige von Ihnen – meine persönliche Hoffnung ist, dass es viele sind – werden nun auch Militärdienst oder Zivildienst leisten. Auch das ist Geben. Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür. Als Maturandinnen und Maturanden können Sie auf Ihrem Weg in die Zukunft schon heute ganz viel geben.

Und was für einen Bumper-Sticker würde ich Ihnen für diesen Weg in die Zukunft mitgeben? Ich möchte Ihnen das Motto von Don Bosco mit auf den Weg geben: «Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.»

Wer war Don Bosco? 1815 in einfache Verhältnisse geboren, früh den Vater verloren, machte eine Schneider-Lehre, arbeitete als Bäcker und Stallknecht, durfte aufs Gymnasium, übersprang dort mehrere Klassen, um sich dann seinen Herzenswunsch zu erfüllen, nämlich Priester zu werden. Er kam nach Turin und sah, wie die Jugend unter den Folgen der industriellen Revolution litt. Viele Jugendliche waren sich alleine überlassen und lebten auf der Strasse. Nicht wenige gerieten auf die schiefe Bahn. In dieser Zeit waren das dann einfach schlechte Kinder und böse Jugendliche.

Don Bosco hat das anders gesehen. Er war vom Guten im Menschen überzeugt. Für viele ist er ein Phantast und Spinner gewesen. Das störte ihn nicht. Er ging als Streetworker auf die Strassen, er ging in die Jugendgefängnisse. Er baute Häuser für diese Jugendlichen und lebte ihnen Vertrauen und Hoffnung vor. Bis zu seinem Tod 1888 sind in Europa und Lateinamerika 250 Häuser entstanden, in denen 130’000 Jugendliche Platz fanden. 1934 wurde er heiliggesprochen.

Sein Aufruf, fröhlich zu sein, hat etwas herrlich Subversives – damals wie heute. Wie meinte er das? Vielleicht so:
Fröhlich sein, weil unser Leben einen Sinn hat.
Gutes tun, weil wir einen Unterschied machen können.
Und die Spatzen pfeifen lassen, weil es uns dabei vollkommen egal sein kann, wenn wir als Spinner und Phantasten gelten.

Und auf Neudeutsch: Be happy, do good and let the sparrows whistle! Das wünsche ich uns allen von Herzen.

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